

Lebensmittel Lexikon

Getreide
Getreide – vom Gras zur Kulturpflanze
Die heute angebauten Arten von Getreide haben nur noch wenig mit den Süßgräsern gemein, die Menschen vor Jahrtausenden zuerst anbauten.
Belegt ist die Anpflanzung im Nahen Osten schon im Jahr 8.000 v. Chr. Weitere 3.000 Jahre später verbreitete sich die landwirtschaftliche Getreidekultur auch bis nach Westeuropa. Auch in Asien und Amerika wurden Nachweise für den Anbau mit Reis und Mais deutlich vor Christi Geburt geführt.

Heutzutage sind China und die USA gefolgt von Indien die wichtigsten Anbauländer. Diese zwei bauen knapp die Hälfte der gesamten Weltproduktion an. Alle heutigen Getreidearten gehören zur Familie der Süßgräser. Die Urformen wurden durch klassische Züchtung über Jahrhunderte gezielt verändert. Die Erträge heutiger Pflanzen sind erheblich höher als bei ihren alten Verwandten. In jüngster Zeit hat sich der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen sehr verbreitet. Außerhalb des westlichen Kulturkreises wird die Debatte um den Einsatz solcher Züchtungen weniger ideologisch geführt.
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Die wichtigsten Getreidesorten
Es gibt viele Unterarten von Weizen, Roggen & Co. Allerdings gibt es nur 7 richtige Getreidesorten:
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Weizen
Roggen
Gerste
Hafer
Mais
Reis
Hirse
Es gehören lediglich nur die sieben oben genannten Gattungen zur Familie der Getreide. Ohne die drei am meisten angebauten Sorten Mais, Weizen und Reis wäre es kaum möglich, die heutige Weltbevölkerung zu ernähren. Etwa 800 Millionen Tonnen Weizen werden jedes Jahr produziert, die anderen beiden Sorten folgen dicht mit jeweils etwa 700 Millionen Tonnen. Mit Roggen, Gerste, Hafer und Hirse gehören noch vier weitere zur Familie der Süßgräser. Sie tragen zusammen aber gerade mal zu gut 10 % der Weltproduktion bei.
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Züchtungen und Kreuzungen
Das Getreide, das man auf unseren heimischen Feldern findet, ist bereits seit Jahrtausenden keine natürliche Pflanze mehr, sondern ein durch menschliche Hand manipuliertes Gras. Schon von Urzeiten her wurde diese Kulturpflanze immer neu beeinflusst und kultiviert. Durch Züchtungen und stets neue Kreuzungen wird der Wuchs der Getreidepflanzen immer wieder aufs Neue beeinflusst. Ziel ist es, möglichst ertragreiche Ähren zu züchten mit immer größeren Ähren und vielen, möglichst großen Körnern.
Auch wird versucht, sie gegen Umwelteinflüsse wie beispielsweise Klimaschwankungen, Krankheiten und Schädlinge resistenter zu machen. Zudem müssen die Halme stabil genug werden, um die Last der reifen Ähren tragen zu können ohne abzuknicken. Nur durch stetige Kreuzungen hat es der Mensch in den vergangenen Jahrtausenden geschafft, die Ernteerträge soweit zu steigern, dass eine Abdeckung des weltweiten Bedarfs gewährleistet ist.
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Glutenallergien auf dem Vormarsch
Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf glutenhaltige Lebensmittel und sind gezwungen, auf jegliche Getreideprodukte zu verzichten. Rund 400.000 Menschen in Deutschland leiden an einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Glutenhaltige Nahrungsmittel lösen bei ihnen eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut aus. Diese Entzündung bewirkt, dass wichtige Nährstoffe aus Getreideprodukten unverdaut im Darm verbleiben, während der Körper selbst weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen und nutzen kann. Da dieses Gluten (Klebereiweiß) in allen Getreidesorten vorhanden ist, findet man es auch in vielen Lebensmitteln vor. Durch eine Umstellung der Ernährung lässt sich die Krankheit jedoch sehr gut in den Griff bekommen.
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Durch zahlreiche Forschungsprojekte konnten beispielsweise Brotsorten entwickelt werden, die kein Gluten enthalten. Vor einigen Jahren mussten Betroffene noch auf Brot aus Maismehl oder Reismehl zurückgreifen. Dieses war jedoch sehr trocken und hatte kaum wertvolle Inhaltsstoffe. Inzwischen werden für die Herstellung von Brot auch Quinoa, Buchweizen oder Amaranth eingesetzt. Diese sind sehr viel schmackhafter, haben eine weiche Kruste und enthalten ausreichend Proteine und Ballaststoffe für eine gesunde Ernährung.